Auch Muttertag bin ich wie mehrmals in der Woche mit dem Fahrrad zum Silo gefahren um mir irgend eine Inspiration abzuholen dieses Gebäude zu retten. Ich hatte sogar die Hoffnung das dieser Koloss mir, für das Mittwochslotto, die Lottozahlen sagen kann um für ihn einen größeren Betrag zu gewinnen, der es mir ermöglicht, ihn zu erhalten. Wie ich da so sinnend am Hafenbeckenrand stand kam ein älterer Herr, in meinem Alter, (Anmutung, Sör, Burlington, Budapester, Bogner, ) mit einem freundlich dreinblickenden Hund an der Leine auf mich zu, grüßte freundlich und begann sogleich mir zu erzählen dass er sich überlegt, sich in diesen großartigen Neubau am Hafenbecken einzukaufen, er müsste sich zwar drei Wohnungen kaufen weil er vier Stellplätze in der Tiefgarage des Gebäudes für seine wertvollen Autos benötigt und mache es jetzt nur noch davon abhängig ob dieser grässliche Getreidespeicher bleibt oder nicht. Schließlich nimmt das Silo, der schönen Aussicht, das Sonnenlicht der Abendsonne. Vielen Dank sage ich, dann haben sie bestimmt Verständnis für meinen Plan, den ich beim Landkreis eingereicht habe. Es geht auch um die lauten Straßenrennen auf der Schulallee, dieses Problem muss endlich kanalisiert werden. Ich erzählte ihm Sie (der Landkreis) haben meinen Antrag eine »Go Kart Bahn« an dem freiwerdenden Platz zu installieren mit Wohlwollen angenommen und haben mir nur, typisch Behörde, einige schwer einzuhaltenden Auflagen gemacht: während des Betriebes dürfte die Anlage bis abends 22:00 Uhr nur maximal 105 DB Schalimmissionen freisetzen, nach 22:00 Uhr dürften die Cards nur noch, in einem Schallemission gedämpften Modus eventuell mit Elektroantrieb, bis maximal 70 DB weiter betrieben werden. Während meiner wortreichen Ausführungen bemerkte ich, dass der gebräunte Teint meines Gesprächspartners langsam eine vornehme blasse Farbe annahm. Ich konnte gerade noch einen Schritt beiseite tun, um zu verhindern, dass der gute Mann mich in das Hafenbecken schupste. Die Situation brachte mich zu der Erkenntnis und es fiel mir wie Schuppen von den Augen wie emotional aufgeladen diese Situation hier im Hafengebiet ist.
Eine blöde Situation hier an den Resten des historischen Kanalhafens von Bad Essen. Zehn Jahre oder länger musste sich die öffentliche Hand permanent mit dem Thema Silo auseinandersetzen. Wahrscheinlich hatten die Sachbearbeiter in der Verwaltung in der Zeit einige 100 Anfragen am Telefon oder schriftlich zu beantworten. Permanent gingen neue Anfragen und Beschlüsse durch den Gemeinderat. Leider wurde ausschließlich das Thema Wohnbebauung, mit einem sehr engen Gestaltungsrahmen der das Überplanen bis zur Durchführung schier unmöglich machte als Grundlage hierfür herangezogen. Eine vertrackte Situation, es wurde für den erhalt des Getreidespeichers immer enger, es entstand eine zunehmend vergiftete Atmosphäre. Das macht natürlich langsam dünnhäutig und Müde.
An irgend einer Stelle habe ich sogar schon ein Bild mit einem herausretuschiert Speicher gesehen,als könnte man es nicht abwarten.
Jetzt ist es sogar so, dass sich eine der Fraktionen ganz schnell, wahrscheinlich aus strategischen Gründen, mit dem Überplanen des frei werdenden Geländes(das Ding steht ja noch) befassen will. (»Ätsch erster erster erster…) Aus diesem Grunde wird kurzfristig eine öffentliche Veranstaltung, wegen wir sind ja bürgernah, stattfinden. Ich höre es vor meinem geistigen Auge, eine gutturale Stimme mit etwas tantigem Unterton “lass uns doch ein großes multifunktionales Veranstaltungsgebäude bauen, eine Wand dieses Gebäudes kann ja mit den steinernen Resten des ehemaligen Getreidespeichers gestaltet werden, an der Stelle kann sich der nostalgisch gestimmte Bürger mit seinen Gefühlen wiederfinden“. Dann ein glockenhelles etwas hysterisches Lachen, und eine Stimme die da sagt, “ich haben mich ja mit aller mir zur Verfügung stehenden Macht dafür eingesetzt, und unter Ausnutzung aller demokratischer Regeln dafür gekämpft, dass das Silo erhalten bleibt, aber wir leben ja in einer Demokratie…kurze wirkungspause. Und weiter; lasst uns doch jetzt diese gute Idee mit der Wand aus den restlichen Steinen des Silo aufgreifen und mit aller Kraft an diesem Plan arbeiten. Wir bitten die Bevölkerung um rege Teilnahme“. *gualp*. Mit dem oben erzählten, versuche ich anhand einer Hypothese, zu beschreiben wie auch ein Verlust für einen politischen Gewinn herhalten kann. Beispiele hierfür gibt es auch in Bad Essen genug, ich denke da nur an den alten »Harpenfelder Weg« mit seinem gewesenen über 100 Jahre alten Kopfsteinpflaster.
Ich bin weiterhin dafür dass der Getreidespeicher, wenn auch in etwas renovierterer Form, in der Region in der ich Zuhause bin, erhalten bleibt. Es geht mir zu dem um den unbeschadeten Fortbestand einer von meinen Vorfahren mitgestalteten politischen Situation in meinem Zuhause, dem »Altkreis Wittlage«
Calhaynz, Oberkellner!